Auswirkungen der Gebäudedigitalisierung im Nachhaltigen Bau
Ihre essentielle Rolle und Ihren Einfluss auf die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Qualität von Gebäuden.
by Hussein Zaazou
Im Oktober hatte ich das Vergnügen Teilnehmer bei einer Podiumsdiskussion bei der Expo Digital zu sein. Das Thema: “Zertifizierungssysteme im Sinne der Nachhaltigkeit im Bau”. Alle Teilnehmer bis auf mich waren Vertreter renommierter Architekturbüros, gestandene Immobilieninvestoren oder andere bekannten Immobilienunternehmen. Ich wurde eine Woche vor dem Termin eingeladen und sollte die Sicht der Digitalisierung vertreten.
Auf den ersten Blick erschien mir das Thema doch fremd. Für mich hatten Nachhaltigkeitszertifizierungen wie das DGNB-Zertifikat in Deutschland kaum einen Bezug zu Gebäudedigitalisierung und Intelligenten Gebäuden. Nach genauerer Recherche (um mich während der Podiumsdiskussion nicht komplett zu blamieren) habe ich schnell verstanden, wie essenziell die Digitalisierung für den Nachhaltigen Bau und dessen Zertifizierungssysteme sein kann.
Warum lassen sich Gebäude überhaupt zertifizieren?
In der Baubranche sind Zertifizierungen - insbesondere bei hochwertigen Immobilien - sehr beliebt, da sie ein Qualitätssiegel eines Gebäudes darstellen, so den Wert des Gebäudes erhöhen und Gebäude untereinander für Investoren, Stakeholder und Mieter vergleichbar machen - zum Beispiel bezüglich des Energieverbrauchs dieser Gebäude.
Zertifizierungssysteme wie das DGNB, haben eine Reihe von Kriterien anhand dieser ein Bauvorhaben bewertet und je nach Erfüllungsgrad ein Zertifikat ausgestellt wird (bspw. Bronze, Silber, Gold oder Platin).
Im Falle des DGNB-Zertifikats für Neubauten erfolgt die Bewertung mit Hilfe von sechs verschiedenen Hauptkriterien. Die wichtigsten davon sind:
Ökologische Qualität – Bewertet die Auswirkung des Gebäudes auf die Umwelt.
Ökonomische Qualität – Betrachtet die langfristige Wirtschaftlichkeit und Wertentwicklung eines Gebäudes.
Soziokulturelle und funktionale Qualität – Bewertet das Gebäude bezüglich Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit.
Ist das doch noch alles Zukunftsmusik, oder?
Nein, ist es wirklich nicht. Auch wenn es sich nach Science-Fiction anhört, die beschriebenen Lösungen werden schon in Gebäuden eingesetzt. Beispielsweise nutzt der cube berlin die Thing-it Lösung, um die Nachhaltigkeit im Betrieb zu fördern und die Anlagen effizienter betreiben zu können.
…
Die Podiumsdiskussion verlief übrigens super. Alle Teilnehmer vertraten verschiedene Standpunkte, die alle für mich äußerst interessant waren. Bei einem Punkt waren sich aber alle einig: Es muss in der Zukunft viel mehr für die Nachhaltigkeit im Bau gemacht werden. Ich bin mir ziemlich sicher das die Digitalisierung insbesondere dabei eine zentrale Rolle spielen wird.
Literaturverzeichnis
DGNB System. (2020). Übersicht aller Kriterien für Gebäude im Betrieb. Abgerufen 15. Dezember 2020, von https://www.dgnb-system.de/de/gebaeude/im-betrieb/kriterien/index.php
Was sind die Grenzen der Zertifizierungssysteme?
Soweit so gut. Aber was hat das mit der Digitalisierung von Gebäuden zu tun? Das ist eine legitime Frage. Um diese zu beantworten müssen wir uns erstmal die Grenzen der Zertifizierungssysteme anschauen.
1. Keine Garantie für einen nachhaltigen Betrieb
Zertifizierungen werden häufig beim Bau erteilt und basieren somit auf der Planung, d.h. sie beweisen erstmal „nur“ das Potential eines Gebäudes nachhaltig zu sein; sie können aber nicht die Betriebsart des Gebäudes beeinflussen. Beispiel dafür ist eine inkorrekte Einstellung der Lüftungsanlagen, die zu unnötigen Energieverlusten führen kann.
2. Soziokulturelle und Funktionale Qualität vs. Ökologische und Ökonomische Qualität
Der Nutzerkomfort im Gebäude verhält sich möglicherweise gegenläufig zu der ökologischen und ökonomischen Qualität eines Gebäudes im Betrieb.
Ein gutes Beispiel dafür, welches leider zu oft vorkommt, ist ein Gebäude das von 18:00 – 08:00 Uhr im Nachabsenkungsmodus (Energiesparmodus) betrieben wird. Ein Nutzer muss aber während diesen Zeiten arbeiten und stellt fest, dass die Heizung runtergefahren ist. Er ruft beim zuständigen Facilities Management an und dieses stellt das Gebäude auf den Komfortmodus um. In hochwertigen Gebäuden, in denen bspw. Anwälte, Banker und Berater tätig sind, tritt dieses Phänomen leider vermehrt auf, was dazu führt, dass derartige Gebäude häufig 24/7 im Komfortmodus betrieben werden. Das erhöht zwar den Nutzerkomfort, wirkt sich aber negativ auf die ökologische und ökonomische Qualität des Gebäudes aus.
Wie kann eine Gebäudedigitalisierungsplattform wie Thing-It helfen?
Nun haben wir auch verstanden, wo die Grenzen von Zertifizierungssysteme liegen. Lasst uns die zwei oben genannten Punkte, A und B, separat betrachten.
Thing-it kann eine wesentliche Verbesserung des nachhaltigen Betriebs bewirken, durch das Einsetzen des „Building Operating Systems“ (BOS). Das BOS ist eine intelligente Plattform, die auf alle Daten im Gebäude zugreifen kann (bspw. Gebäudeautomation, Lichtsystem, Bewegungssensoren, Zutrittskontrolle), und genau weiß, wie sich die verschiedenen Elemente im Normalfall verhalten sollten. Die gesammelten Informationen werden dem Gebäudebetreiber anschließend übersichtlich und transparent in Form von Dashboards zur Verfügung gestellt.
Erreicht die Raumtemperatur über einen bestimmten Zeitraum beispielsweise, trotz eines zu 100% offenem Wärmeventil, nicht die eingestellte Solltemperatur, so wird dem Facilities Manager (FM) schnell über die Thing-it App oder die Thing-it Konsole eine Warnung zugestellt. Der FM kann dann sofort herausfinden wo der Fehler liegt und diesen beheben.
Ein anderes Beispiel wäre, wenn die CO2-Werte in einem Raum trotz aktiver Lüftung nicht sinken würden. Durch eine schnelle Analyse der Bewegungssensoren kann der FM ermitteln, ob der Raum überfüllt oder die Lüftung potentiell blockiert ist. Um die Verbreitung des Coronavirus am Arbeitsplatz einzugrenzen, ist dieser Fall besonders relevant.
Kommen wir zum Nutzerkomfort und wie sich dieser im Normalfall negativ auf die ökologische und ökonomische Qualität eines Gebäudes auswirkt und welche Lösungen die Digitalisierung im Gegenzug bieten kann.
Durch den Einsatz von Thing-it kann der Nutzerkomfort auf das Nötigste beschränkt werden, so dass die Behaglichkeit einzelner Nutzer gewährleistet ist, ohne die Nachhaltigkeit des Gebäudes stark zu betreffen. Dafür nutzt Thing-it die zur Verfügung gestellten Daten, wie die der Raumbuchung und der Bewegungssensoren, um dediziert und auf den Einzelnutzer zugeschnitten, einzugreifen.
Bestes Beispiel hierfür ist ein Raum, der außerhalb der Regelzeiten gebucht wird. Normalerweise ist das komplette Gebäude zu diesen Uhrzeiten im Nachtabsenkmodus. Da das BOS aber weiß, welcher Raum zu welcher Zeit gebucht wurde, kann dieser (und nur dieser) Raum vorgeheizt bzw. gelüftet werden, damit der Endnutzer, wenn er den Raum betritt, keinen Komfortverlust wahrnimmt, wobei das restliche Gebäude im Nachtabsenkmodus verbleibt.
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